Karikatur „in einer üblen Tradition“
Venezolanischen Präsidenten Chávez als Affen dargestellt
In einer überregionalen Zeitung erscheint eine Karikatur des venezolanischen Staatspräsidenten Hugo Chávez. Er ist dargestellt als Affe, vor einer Leinwand sitzend. Er zeichnet ein Porträt von Angela Merkel mit Hitlerbärtchen. Am Rande der Zeichnung sind Bananenschalen und Bananen zu erkennen. Die Karikatur bezieht sich auf die Aussage Chávez, Angela Merkel sei eine politische Nachfahrin Adolf Hitlers. Es ist die Zeit vor dem Lateinamerikagipfel in Peru. Eine Leserin hält die Karikatur für eine rassistische Verunglimpfung, zumal es sich bei Venezuela um ein Entwicklungsland handele und Chávez selbst von Indios abstamme. Karikaturen dürften zwar individuelle Züge überzeichnen und Ereignisse überspitzt kommentieren, aber mit welchem individuellen Zug könne es wohl begründet werden, Chávez als Affen zu porträtieren? Diese Karikatur stehe in der üblen Tradition der pauschalen Herabwürdigung von Menschen aus nicht-westlichen Ländern. So seien häufig Afrikaner auf diese Weise herabgesetzt dargestellt worden. Die Zeichnung ist in der Hektik des Redaktionsalltages auf die Meinungsseite gerutscht, teilt der Chefredakteur mit. Er selbst habe beim flüchtigen Durchschauen nicht aufgepasst, nach Intervention eines Kollegen aber sofort reagiert und den Zeichner um eine Neufassung gebeten. Die Beschwerdeführerin habe eine sehr frühe Ausgabe der Zeitung erwischt. Im größten Teil der Auflage sei Hugo Chávez in akzeptabler Pose dargestellt worden. Diesmal fehlen die Affen-Merkmale ebenso wie die Bananen. Als Beleg legt der Chefredakteur die Seite mit der Neufassung bei. Er schickt eine Kopie seiner Stellungnahme an die Beschwerdeführerin. (2008)