Zitat wurde unzulässig verkürzt
Zeitschrift: Kölner Kardinal sprach von „entarteter Kunst“
Eine Zeitschrift berichtet in einem Jahresrückblick über die Einweihung des Gerhard-Richter-Fensters im Kölner Dom. Unter dem Foto des Werkes steht der folgende Bildtext: „Gott würfelt nicht? Gerhard Richters Glasfenster für den Kölner Dom, ein Gotteslob aus Licht und Farbe, entstand nach dem Zufallsprinzip. Und entzündete heftige Debatten. Kardinal Meisner aus Köln sprach von ´entarteter Kunst´, das Publikum jedoch ist begeistert.“ Ein Leser der Zeitschrift sieht in der Bildunterschrift einen Verstoß gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Kardinal Meisner habe das Kunstwerk zwar kritisiert, doch sei der Begriff von der entarteten Kunst dabei nicht gefallen. Die Reaktionen auf das Fenster seien sehr unterschiedlich ausgefallen. Keineswegs sei das Publikum einhellig begeistert gewesen. Nach Auffassung des Beschwerdeführers schädigt der Beitrag den Ruf des Kardinals und verletze dessen Ehre. Es entstehe der völlig verfehlte Eindruck, Meisner habe sich nationalsozialistischen Vokabulars bedient. Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift zitiert Meisner in seiner Stellungnahme. Danach habe der Kardinal bei der Einweihung des Kunstmuseums des Erzbistums Köln wörtlich gesagt: „Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus, und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.“ Der Beschwerdegegner hält die journalistisch verkürzte Formulierung ´entartete Kunst´ für legitim. Das verkürzte Zitat sei auch von anderen Medien veröffentlicht worden. Die Redaktion habe keine Vergleiche mit dem Nationalsozialismus in den Vordergrund rücken wollen. Ihr sei es vielmehr um die Tatsache gegangen, dass ein Kardinal Anstoß genommen habe an einem künstlerischen Auftragswert für einen Sakralbau. (2007)